Metabolisches Syndrom: Wie stark sinkt die Lebenserwartung?
REDAKTION, 03. AUGUST 2021 | AKTUALISIERT AM 17. APRIL 2025

Das Metabolische Syndrom nennt man nicht umsonst auch "Tödliches Quartett".
Das Metabolische Syndrom oder auch “Tödliches Quartett” ist kaum bekannt. Dabei sind etwa 15 Millionen Deutsche davon betroffen, Tendenz steigend. Die Kombination aus eigenständigen Krankheiten (Übergewicht, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte sowie Bluthochdruck) ergibt ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf- und Gefäß-Erkrankungen. Mit dramatischen Auswirkungen auf die Lebenserwartung! Erfahren Sie mehr zu den Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Prävention.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die genaue Definition für das Metabolische Syndrom?
- Welche Ursachen hat das Metabolische Syndrom?
- Welche Symptome deuten auf das Metabolische Syndrom hin?
- Wie stark beeinflusst das Metabolische Syndrom die Lebenserwartung?
- Wie wird das Metabolische Syndrom diagnostiziert?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Metabolischen Syndrom?
- Wie kann man dem Metabolischen Syndrom vorbeugen?
- Fazit

FORSCHUNG
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Was ist die genaue Definition für das Metabolische Syndrom?
Beim Metabolischen Syndrom, das auch unter dem Namen Tödliches Quartett bekannt ist, handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit. Vielmehr umfasst der Begriff eine Kombination aus vier Krankheiten bzw. Symptomen, die häufig zu Herz-Kreislauf- und Gefäß-Erkrankungen führen. Sie betreffen vor allem den Stoffwechsel (= metabolisch).
Zu den vier Faktoren zählen:
- Übergewicht
- Fettstoffwechselstörung
- Bluthochdruck
- Insulinresistenz bzw. ein krankhaft erhöhter Blutzuckerspiegel
Welche Ursachen hat das Metabolische Syndrom?
Die vier Krankheitsbilder werden durch den westlichen Lebensstil erheblich gefördert. Das tödliche Quartett ist eine klassische Wohlstandskrankheit, die durch zu viel (reichhaltiges) Essen in Kombination mit Bewegungsmangel entsteht. Auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle.
Vor allem Übergewichtige mit viel Bauchfett (stammbetonte Fettleibigkeit) sind für ein Metabolisches Syndrom gefährdet. Übermäßiges Bauchfett führt häufig zu den krankhaften Veränderungen im Zucker- und Fettstoffwechsel. Das Hormon Insulin reguliert die Verstoffwechslung von Zuckern und Fetten. Werden die Körperzellen durch die Fettleibigkeit resistent (unempfindlich) gegenüber Insulin, kann der Blutzuckerspiegel nicht mehr richtig absinken. Besteht die Insulinresistenz über mehrere Jahre, entwickelt sich häufig Diabetes Typ 2. Auch die Blutfettwerte steigen an. Hohe Triglycerid-Werte in Kombination mit einem niedrigen HDL-Cholesterin sind bedeutende Risikofaktoren für die Entstehung einer Gefäßverkalkung.
Außerdem sorgt das überschüssige Insulin dafür, dass sich Salz und Wasser in den Nieren ansammeln. Der Flüssigkeitshaushalt der Gefäße wird gestört und in Folge steigt der Blutdruck.
Langfristig kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßen. Durch diese Engstellen kann das Blut schlechter fließen, weshalb die Extremitäten und auch lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend durchblutet werden können. Das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt steigt erheblich.
Welche Symptome deuten auf das Metabolische Syndrom hin?
Das offensichtlichste Symptom des Metabolischen Syndroms ist das starke Übergewicht. Die bauchbetonte Fettleibigkeit allein sorgt häufig schon für Beschwerden.
Problematisch ist, dass die anderen drei Krankheitsbilder erst mit der Zeit bemerkbare Folgeerkrankungen auslösen (z.B. Herzrasen oder eine Venenschwäche). Die veränderten Laborwerte verursachen zu Beginn meist keine Beschwerden, weshalb die Krankheit erst spät erkannt wird. Manchmal zeigen sich durch die Insulinresistenz auch erste Anzeichen für eine Diabeteserkrankungen. Die Symptome hier sind beispielsweise Müdigkeit / Antriebslosigkeit oder ein starkes Durstgefühl.
Welche der Symptome wie weit für das Metabolische Syndrom verantwortlich sind, wird häufig diskutiert. Jedes der 4 Merkmale stellt für sich ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen dar. Treten sie gemeinsam auf, multipliziert sich die Gefahr einer Folgeerkrankung wie Diabetes, einen Herzinfarkt oder sogar einer Krebserkrankung.
Wie stark beeinflusst das Metabolische Syndrom die Lebenserwartung?
Ein dauerhaft gestörter Stoffwechsel bleibt nicht folgenlos – vor allem dann, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig auftreten, wie es beim Metabolischen Syndrom der Fall ist. Die Folgen betreffen nicht nur einzelne Organe wie Augen, Nieren oder Nerven. Besonders gefährdet ist das Herz-Kreislauf-System: Das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßverengungen steigt deutlich an.
Wer an einem Metabolischen Syndrom leidet, muss mit spürbaren Auswirkungen auf die Lebenserwartung rechnen. Schätzungen zufolge verkürzt sich das Leben um rund 10 bis 15 Jahre. Ein solcher Einschnitt unterstreicht die Relevanz einer frühzeitiger Diagnose und gezielter Gegenmaßnahmen.
Wer jedoch rechtzeitig gegensteuert, kann das Risiko deutlich senken und oft sogar umkehren. Wie das funktioniert, behandeln wir weiter unten im Artikel
Wie wird das Metabolische Syndrom diagnostiziert?
Die Laborwerte werden anhand eines Blutbildes beim Arzt ermittelt. Auch das Gewicht und der Taillenumfang werden vom Arzt bestimmt, um ein Metabolisches Syndrom zu diagnostizieren.
Die Definitionen bzw. Kriterien des Metabolischen Syndroms haben sich in den letzten Jahren immer wieder geändert. Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht bislang nicht. Die Einordnung orientiert sich entweder an der Insulinresistenz oder an klinischen Parametern.
Die meisten Experten diagnostizieren nach aktuellen Maßstäben ein Metabolisches Syndrom, wenn mindestens drei der folgenden Krankheitsbilder vorliegen:
- Übergewicht: ein BMI von 25 oder höher
- Krankhafter Taillenumfang: Frauen über 88 Zentimeter und Männer über 102 Zentimeter (bauchbetontes Übergewicht)
- Erhöhter Nüchternblutzucker: über 100 mg/dl. Eine Diabetes-Erkrankung kann schon vorliegen, muss aber nicht.
- Erhöhte Blutfettwerte: nüchtern mehr als 150 mg/dl (Triglyceride) und ein erniedrigtes HDL-Cholesterin: unter 50 mg/dl (Frauen) bzw. 40 mg/dl (Männer)
- Blutdruck: langfristig über 130/85 mmHg
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Metabolischen Syndrom?
Das primäre Ziel der Therapie des metabolischen Syndroms ist die Prävention von Folgeerkrankungen. Hierfür muss das bestehende Übergewicht reduziert werden. Zwei Ansätze sind hier von Bedeutung: eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung. Beides sorgt dafür, dass alle 4 Krankheitsbilder des tödlichen Quartetts verringert werden.
Ernährungsumstellung
Beim metabolischen Syndrom ist es wichtig, das komplette Essverhalten dauerhaft anzupassen. Vor allem das regelmäßige Essen spielt hier eine wichtige Rolle. Empfohlen werden nicht mehr als drei Mahlzeiten am Tag, wobei auch auf Zwischenmahlzeiten und Snacks verzichtet werden sollte. So hat der Insulinspiegel die Möglichkeit, wieder zu sinken.
Auf (schlechte) Kohlenhydrate sollte bei der Ernährung verzichtet werden. Vor allem Süßigkeiten und einfache Kohlenhydrate (Nudeln, Reis, Weißbrot, Fast Food) lassen den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen und rasch wieder abfallen. Der Insulinspiegel schwankt dadurch stark und es kommt häufig zu Heißhungerattacken. Komplexeballaststoffreiche Kohlenhydrate, wie sie in Vollkornprodukten und Gemüse vorliegen, gehen langsam in den Stoffwechsel über und halten länger satt.
Auch Proteine sorgen für einen langen Sättigungseffekt. Pro Kilogramm Gewicht sollte 1 Gramm Eiweiß täglich konsumiert werden. Milchprodukte, Eier und Fisch sind hier gute Proteinquellen.
Auf hochwertige Fette aus Fisch und Pflanzen sollte keinesfalls verzichtet werden. Sie sind Aromaträger, sättigen und versorgen den Körper mit wichtigen Nährstoffen.
Bewegung
Neben der Ernährung ist auch die körperliche Aktivität ein wichtiger Teil der Behandlung. Im besten Fall sollte man sich 5x die Woche für 30 Minuten betätigen. Dabei geht es nicht nur um Sport, sondern vor allem um die Bewegung auch mehr in den Alltag zu integrieren: Treppensteigen statt Aufzug, Fahrrad statt Auto oder regelmäßiges Spazierengehen. Jegliche Form der Aktivität wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Bewegung wirkt unterstützend beim Abnehmprozess. Zwar spielt die Ernährung die übergeordnete Rolle, um überschüssige Pfunde loszuwerden. Aber die regelmäßige körperliche Aktivität fördert den Prozess und hilft beim langfristigen Gewichtsverlust. Außerdem wirkt sich Sport positiv auf die allgemeine Gesundheit aus und wirkt so optimal gegen das Tödliche Quartett. Das Risiko für Folgeerkrankungen und Komplikationen wird gesenkt. Das gilt vor allem für Diabetes Typ 2.
Medikamente
Wenn die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist und erste Folgeerkrankungen bereits eingetreten sind, ist oft eine zusätzliche medikamentöse Behandlung notwendig. Beispielsweise müssen erhöhte Blutdruck- oder Blutzuckerwerte medikamentös therapiert werden. Auch der erhöhte Cholesterinspiegel kann mit Arzneimitteln gut behandelt werden. Statine und Fibrate helfen dabei, die schlechten Trigylceride zu senken und gleichzeitig das gute HDL zu erhöhen.
Wie kann man dem Metabolischen Syndrom vorbeugen?
Die beste Vorsorge gegen das Metabolische Syndrom beginnt im Alltag. Denn die Hauptursache für seine Entstehung ist meist eine ungesunde Lebensweise. Wer sich regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt und auf ein gesundes Körpergewicht achtet, kann den Risikofaktoren gezielt entgegenwirken.
Besonders effektiv ist die Kombination aus Bewegung und bewusster Ernährung: Sie hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern beugt auch Folgekrankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirksam vor. Auch kleine Änderungen – wie mehr Schritte im Alltag, weniger Zucker und verarbeitete Fette – können langfristig einen großen Unterschied machen.
Kurz gesagt: Eine gesunde Lebensweise ist die beste Form der Vorsorge gegen das Metabolische Syndrom.
Fazit
Das Metabolische Syndrom ist ein stiller, aber gefährlicher Begleiter. Es entwickelt sich oft schleichend, bleibt lange unbemerkt und entfaltet seine volle Wucht erst mit den Jahren – dann aber meist mit gravierenden Folgen für Herz, Gefäße und Stoffwechsel. Die Zahlen sind alarmierend: Millionen sind betroffen, viele ohne es zu wissen.
Doch die gute Nachricht ist: Man kann etwas dagegen tun! Und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist. Wer frühzeitig gegensteuert, seine Ernährung umstellt, sich mehr bewegt und auf Warnzeichen achtet, kann das Risiko deutlich senken und sowohl eine höhere Lebensqualität als auch Lebenserwartung daraus gewinnen.
QUELLEN
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Simon Engelhardt
Als leidenschaftlicher Sportler setzt sich Simon hauptsächlich mit den Themen Gesundheit, Ernährung und Fitness auseinander. Über die Arbeit und das Privatleben baute er sich eine Expertise zu diesen Themenbereichen auf. In Form von Blogbeiträgen teilt er seine Erfahrungen und sein Wissen, das er über viele Jahre aufgebaut hat. Er ist hauptsächlich für das Schreiben gut recherchierter Blogartikel zuständig, was durch die Erstellung von Content in den sozialen Medien ergänzt wird. Die Beiträge basieren dabei immer auf der aktuellen Forschungslage und werden regelmäßig aktualisiert.