Binge-Eating: Symptome, Ursachen und Behandlung

Binge-Eating: Symptome, Ursachen und Behandlung

REDAKTION, 23. MAI 2025

binge eating


Die Binge-Eating-Störung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die weit mehr ist als bloß „übermäßiges Essen“. Betroffene leiden unter wiederkehrenden Essanfällen, bei denen sie große Mengen an Nahrung in kurzer Zeit zu sich nehmen – oft ohne Hunger und begleitet von einem Gefühl des Kontrollverlustes. Anders als bei anderen Essstörungen versuchen sie nicht, die Folgen dieser Anfälle durch Maßnahmen wie Erbrechen oder exzessivem Sport zu kompensieren. Die psychische und körperliche Belastung ist hoch, und viele Betroffene leiden still – aus Scham oder Unwissenheit. Dieser Artikel beleuchtet Ursachen, Symptome, Folgen sowie Behandlungsmöglichkeiten der Binge-Eating-Störung und zeigt auf, wo Betroffene Hilfe finden können.

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Was ist Binge-Eating?

Binge Eating beschreibt wiederkehrende Essanfälle, bei denen Betroffene innerhalb kurzer Zeit ungewöhnlich große Mengen an Nahrung zu sich nehmen. Dabei konsumieren sie deutlich mehr, als es für nicht betroffene Personen üblich wäre, und empfinden einen Kontrollverlust – sie haben das Gefühl, mit dem Essen nicht aufhören zu können.


Für die Diagnose einer Binge-Eating-Störung (BES) müssen diese Essanfälle regelmäßig auftreten, mit einem hohen psychischen Leidensdruck einhergehen und dürfen nicht im Zusammenhang mit anderen Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) stehen. Im Gegensatz zu diesen Erkrankungen greifen Menschen mit BES meist nicht zu extremen Maßnahmen wie Erbrechen, Fasten oder übermäßigem Sport, um ihr Gewicht zu regulieren. Dennoch empfinden sie oft den starken Wunsch, abzunehmen und leiden unter ihrem Körpergewicht.


Die Binge-Eating-Störung ist eine ernsthafte psychische Erkrankung und sollte unbedingt behandelt werden. Der Begriff stammt aus dem Englischen: „binge“ bedeutet so viel wie „Exzess“ und „eating“ steht für „Essen“. Häufig treten die Essanfälle in Phasen auf – sie können über eine Zeit hinweg regelmäßig auftreten, dann wieder ausbleiben, um später erneut aufzutreten. Während solcher Episoden essen Betroffene meist allein und verspüren nach dem Essen häufig Scham, Schuldgefühle oder körperliches Unwohlsein aufgrund des überfüllten Magens.

Was sind die Symptome von Binge-Eating?

Damit eine Binge-Eating-Störung (BES) gemäß den internationalen Klassifikationen (ICD-11, DSM-5) diagnostiziert werden kann, müssen mehrere Merkmale gleichzeitig erfüllt sein. Ausschlaggebend ist, dass Essanfälle mindestens einmal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auftreten. Die Betroffenen erleben dabei erheblichen seelischen Druck. Zusätzlich müssen mindestens drei der folgenden Anzeichen während der Essanfälle auftreten, damit man von einer Binge-Eating-Störung ausgehen kann:


  • Ungewöhnlich schnelles Essen: Die Betroffenen essen deutlich schneller als üblich.

  • Essen in Abgeschiedenheit: Um nicht aufzufallen, essen sie meist allein, aus Angst, andere könnten die große Nahrungsmenge bemerken.

  • Essen ohne Hunger: Auch ohne körperliches Hungergefühl nehmen sie sehr große Mengen zu sich.

  • Unangenehmes Völlegefühl: Nach dem Essen stellt sich oft ein belastendes Gefühl von Überfüllung ein.

  • Negative Emotionen: Nach der Essattacke empfinden Betroffene häufig Schuld, Ekel oder depressive Verstimmungen.


Die Binge-Eating-Störung tritt häufig im jungen Erwachsenenalter auf, kann sich aber auch später im Leben entwickeln. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens daran – unter jungen Erwachsenen (20–30 Jahre) liegt der Anteil sogar bei bis zu vier Prozent. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Besonders auffällig ist die hohe Rate unter Menschen mit Adipositas: Schätzungen zufolge leiden 15 bis 30 Prozent von ihnen an dieser Störung.

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Was sind die Ursachen einer Binge-Eating-Störung?

Die Binge-Eating-Störung ist eine komplexe, multifaktorielle Erkrankung. Das bedeutet: An ihrer Entstehung sind verschiedene biologische, psychologische und soziale Einflüsse beteiligt, die sich gegenseitig beeinflussen können. Grundsätzlich wird zwischen Ursachen (Risikofaktoren) und Auslösern (Triggern) unterschieden – beide Bereiche können sich überlappen.

Ursachen 

Diese Ursachen oder Risikofaktoren erhöhen die Anfälligkeit für die Entwicklung einer Binge-Eating-Störung:


  • Häufiges Diäthalten oder restriktives Essverhalten
  • Ein dauerhaft erhöhter Body-Mass-Index (BMI)
  • Erblichkeit der Essanfälle 
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper
  • Starke Orientierung am äußeren Erscheinungsbild
  • Depressive Verstimmungen oder Angststörungen
  • Kritik am Körper oder Gewicht durch Familie oder Freundeskreis
  • Geringe emotionale Unterstützung im familiären Umfeld
  • Familiäre Konflikte, wie Scheidung oder Trennung der Eltern
  • Vorbilder mit gestörtem Essverhalten im familiären Umfeld
  • Emotionale Vernachlässigung oder andere belastende Erfahrungen in der Kindheit

Auslöser (Trigger)

Auch wenn bestimmte Risikofaktoren gegeben sind, bricht die Essstörung meist erst durch akute emotionale Belastungen aus. Zu den häufigsten Auslösern zählen:


- Gefühle wie Wut, Trauer, Scham, Langeweile, Stress oder Angst

- Einsamkeit und soziale Isolation

- Zwischenmenschliche Konflikte oder belastende Lebensereignisse

Das sagt die Wissenschaft

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass negative Emotionen und eine gestörte Emotionsregulation eine große Rolle bei der Entstehung einer Binge-Eating-Störung spielen. Viele Betroffene nutzen das Essen als eine Form der Emotionsbewältigung: Der Essanfall dient kurzfristig dazu, innere Anspannung zu reduzieren. Diese kurzfristige Erleichterung führt zu einer negativen Verstärkung des Verhaltens – ein Lernprozess, der dazu beiträgt, dass sich die Störung verfestigt.

Ist Binge-Eating gefährlich?

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung sind häufig auch von anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen betroffen. Die Störung geht oft über das gestörte Essverhalten hinaus und wirkt sich umfassend auf das seelische und körperliche Wohlbefinden aus. Häufig treten folgende psychische Beschwerden oder Erkrankungen als Begleiterscheinungen auf:


  • Angststörungen
  • Depressive Symptome
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Schlafstörungen
  • Starker innerer Stress
  • Zwischenmenschliche Probleme, wie häufige Konflikte oder soziale Rückzugsverhalten


Die Binge-Eating-Störung ist in vielen Fällen mit Übergewicht oder Adipositas verbunden. Die regelmäßige Aufnahme großer Nahrungsmengen führt bei vielen Betroffenen zu einer deutlichen Gewichtszunahme. Dies kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, etwa:


  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Herzinfarkt
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Gelenk- und Rückenbeschwerden durch die körperliche Belastung bei Übergewicht
  • Erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten, etwa Speiseröhren-, Dickdarm-, Nieren- oder Brustkrebs

Neben den medizinischen Folgen kann die Erkrankung auch das tägliche Leben stark beeinträchtigen:


  • Soziale Isolation: Aus Scham über das Essverhalten ziehen sich viele Betroffene zurück, vermeiden soziale Aktivitäten und verlieren das Interesse an früher wichtigen Hobbys oder Freundschaften.

  • Verstärkung psychischer Belastungen: Depressionen und Ängste können durch die Essstörung verstärkt werden – umgekehrt können sie auch den Verlauf der Essstörung negativ beeinflussen (sogenannte Komorbiditäten).

  • Finanzielle Belastung: Die regelmäßigen Essanfälle verursachen oft hohe Ausgaben für Lebensmittel, was in manchen Fällen zu wirtschaftlichen Problemen führen kann.

Wie kann man Binge-Eating behandeln?

Die Binge-Eating-Störung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die meist ambulant behandelt wird. In schwereren Fällen kann jedoch auch eine teil- oder vollstationäre Therapie notwendig sein – insbesondere dann, wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen oder der Leidensdruck besonders hoch ist. Je nach Schweregrad und individueller Lebenssituation kommen verschiedene Behandlungsformen infrage:


  • Ambulante Therapie (in der Regel die erste Wahl)
  • Teilstationäre Behandlung (z. B. Tagesklinik)
  • Stationäre Therapie (bei sehr starkem Leidensdruck, hoher Symptomlast oder ausgeprägten Begleiterkrankungen)
  • Online-Therapie (digital unterstützt oder vollständig webbasiert, ggf. auch in Kombination mit Präsenzsitzungen)


Die wirksamste Behandlungsform ist die Psychotherapie – insbesondere die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Sie wird durch zahlreiche Studien als besonders effektiv eingestuft. Ziele der KVT:


  • Essverhalten stabilisieren: Aufbau eines regelmäßigen, gesunden Essrhythmus, um Essanfällen vorzubeugen. Bei übergewichtigen Betroffenen wird auch auf eine moderate Gewichtsreduktion geachtet. Körperliche Aktivität spielt dabei eine wichtige Rolle – nicht nur zur Gewichtsstabilisierung, sondern auch zur Förderung des Wohlbefindens und Selbstwertgefühls.

  • Selbst- und Körperakzeptanz stärken: Viele Betroffene sind mit ihrem Körperbild unzufrieden. In der Therapie wird ein positiverer Umgang mit dem eigenen Körper vermittelt, unabhängig vom gesellschaftlichen Schönheitsideal.

  • Auslöser verstehen und regulieren: Betroffene lernen, emotionale Auslöser von Essanfällen zu erkennen (z. B. Stress, Einsamkeit, Wut) und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Auch der Umgang mit zwischenmenschlichen Konflikten und das Setzen von Grenzen wird geübt.


Derzeit ist in Deutschland kein Medikament speziell für die Binge-Eating-Störung zugelassen. In bestimmten Fällen können jedoch Medikamente eingesetzt werden, die ursprünglich für andere psychische Erkrankungen entwickelt wurden. Diese können helfen, die Häufigkeit der Essanfälle zu reduzieren oder Begleiterkrankungen wie Depressionen zu behandeln. Die medikamentöse Therapie wird immer in Kombination mit Psychotherapie empfohlen. In der Regel wird zu Beginn der Behandlung die Entstehung der Essstörung erklärt. Betroffene analysieren dann ihre persönlichen Auslöser, um künftige Essanfälle besser verhindern zu können.

Wichtig: Frühzeitige Hilfe suchen! Viele Menschen mit Binge-Eating-Störung zögern, sich Hilfe zu holen – aus Scham oder Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung. Doch je früher eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Eine fachliche Beratung (z. B. durch spezialisierte Beratungsstellen) kann ein erster, wichtiger Schritt sein, um Zugang zur richtigen Therapie zu finden.

An wen wendet man sich beim Verdacht auf Binge-Eating?

Wer vermutet, an einer Binge-Eating-Störung zu leiden, findet im Internet zahlreiche seriöse Informationsquellen. Besonders empfehlenswert sind beispielsweise die Patientenleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen sowie die Angebote des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BiÖG).


Nach einer ersten Orientierung im Netz ist der nächste Schritt eine persönliche Beratung. In Deutschland gibt es ein gut ausgebautes Netz an Beratungsstellen, die kostenfrei und anonym über Essstörungen informieren und bei der weiteren Suche nach Hilfe unterstützen.

Für eine fachlich fundierte Diagnostik und Behandlung stehen verschiedene Ansprechpersonen zur Verfügung:


- Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie

- Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie

- Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

- Ärztinnen und Ärzte mit Zusatzausbildung in psychotherapeutischer Medizin

- Klinische Psychologinnen und Psychologen

- Spezialambulanzen für Essstörungen (z. B. an Universitätskliniken)

- Ambulanzen an psychiatrischen Kliniken oder Tageskliniken


Auch die Hausärztin oder der Hausarzt kann ein erster Ansprechpartner sein und hilft bei der Vermittlung geeigneter Fachstellen. Neben der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung gibt es ambulante Beratungsangebote – oftmals der erste Schritt für Betroffene und Angehörige. Diese finden sich unter anderem bei:


- Spezialisierten Beratungsstellen für Essstörungen

- Frauen- und Mädchentreffs

- Jugendberatungsstellen

- Suchtberatungsstellen

- Psychosozialen Diensten

- Gesundheitsämtern


Eine Übersicht über Beratungsangebote in Ihrer Nähe bietet das Portal: www.suchthilfeverzeichnis.de 

Fazit

Die Binge-Eating-Störung ist weit verbreitet und belastet Betroffene auf körperlicher, seelischer und sozialer Ebene. Sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren – und ist oft mit weiteren psychischen oder körperlichen Erkrankungen verbunden. Wichtig ist: Binge-Eating ist behandelbar. Frühzeitige therapeutische Unterstützung kann wichtig sein, um Essanfälle zu reduzieren, den Selbstwert zu stärken und langfristig ein gesundes Essverhalten zu entwickeln. Betroffene sollten wissen: Sie sind nicht allein – es gibt Hilfe, und der erste Schritt zur Besserung beginnt mit der Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen.


QUELLEN

  • Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit: Binge-Eating-Störung.
  • Dingemans A, Danner U, Parks M. Emotion Regulation in Binge Eating Disorder: A Review. Nutrients. 2017 Nov 22;9(11):1274. doi: 10.3390/nu9111274. PMID: 29165348; PMCID: PMC5707746.
  • Turton R, Chami R, Treasure J. Emotional Eating, Binge Eating and Animal Models of Binge-Type Eating Disorders. Curr Obes Rep. 2017 Jun;6(2):217-228. doi: 10.1007/s13679-017-0265-8. PMID: 28434108.

Autorin

Lina Mattern

Nach Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Kempten hat sich Lina privat und beruflich mit Themen aus der Gesundheits-, Fitness- und Beautybranche befasst. Seitdem recherchiert und schreibt sie Blogartikel in dieser Branche und ist Expertin im Beauty- und Gesundheitsbereich. Neben dem Schreiben von aktuellen und ausführlich recherchierten Artikeln, betreut sie auch Social Media Kanäle, die sich um Tipps rund um Schönheit und Gesundheit drehen. Die Blogartikel und der Content orientieren sich dabei immer an der aktuellen Forschungslage.

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